RP leugnet PFAS im Rhein
Zum BZ Artikel über PFAS im Rheinsediment 24.3.2023.
AGL- Online Kommentar zu
https://www.badische-zeitung.de/pfas-chemikalien-koennten-in-rheinwald-bei-breisach-geschwemmt-werden--250083752.html
Nun sind PFAS also auch im Rheinsediment nachgewiesen. Und das Regierungspräsidium Freiburg (RP) sagt, es weiß nichts davon. Man kann nur staunen!
Denn seit über 20Jahren weisen u.a. die AGL (Arbeitsgemeinschaft Limnologie) und diverse BIs in öffentlichen Vorträgen und Anhörungen das RP hin auf giftige Verbindungen im Rheinsediment (z.B. HCB, Hexachlorbenzol). Nicht nur fluorierte, auch chlorierte Verbindungen wie HCB sind extrem langlebige Substanzen. Sie stehen im Verdacht, krebserregend zu sein und häufen sich in der Nahrungskette an.
Das Regierungspräsidium Freiburg ignoriert jedoch seit Jahren die vorliegenden Warnungen und Veröffentlichungen zu giftigen Substanzen im Rheinsediment. Man plant unverdrossen weiterhin aberwitzige und schädliche »ökologische« Flutungen in allen 13 Polderräumen wie Breisach/Burkheim und Wyhl/Weisweil. Bei diesen ZUSÄTZLICHEN Flutungen geht es NICHT um den Hochwasserschutz (Retention), gegen den es keine Einwände gibt. Retentionsflutungen zum Schutz der Unterlieger gegen Überschwemmungen finden selten statt (maximal alle 10 Jahre).
In jedem Rückhalteraum (Polder) sind aber pro Jahr weit über 50 zusätzliche künstliche Flutungen vorgesehen. Dabei werden riesige Mengen an Rheinschlamm samt organischen Chlorverbindungen und PFAS in Quellgewässer und den Boden eingetragen. Die sensible Ökologie der Rheinauen steht großflächig auf dem Spiel.
Die beiden Versuchspolder Altenheim zeigen seit 1988, dass »Ökologische« Flutungen nicht die erwartete Renaturierung liefern. Unsere Messungen belegen, dass die Gewässer in Altenheim/Neuried durch schlammiges Rheinwasser schwer geschädigt sind, ebenso die Waldökologie. Neben anderen ökologischen Katastrophen sind dort riesige Areale des andernorts vehement bekämpften indischen Springkrauts entstanden. Die invasive Pflanze hat die Ökologie nachhaltig negativ beeinflusst und ist in den Poldern Altenheim nicht mehr auszurotten. Es ist schlichtweg nicht zu fassen, dass diese negativen Entwicklungen nicht zur Kenntnis genommen werden, sondern die Polder Altenheim weiterhin dem RP als angeblich positives Leitbild dienen.
Pseudo-ökologische Flutungen sind eine immense Bedrohung für die Rheinauen. Das laufende Planfeststellungsverfahren für Wyhl/Weisweil soll auf Antrag des RP auch dort schädliche Flutungen absegnen. Die nun im Oberrheinsediment neu entdeckten PFAS sind neben zahlreichen anderen Gründen ein weiterer wichtiger Grund, "ökologische" Flutungen zu unterlassen. Ein positiver Bescheid des Landratsamtes Emmendingen wäre allein schon aus diesem Grund fahrlässig. ,Ökologische' Flutungen mit belastetem Rheinwasser sind aus vielen Gründen weder prognose- noch rechtssicher.
Von einem sauberen Rhein kann nicht die Rede sein. Ein alleiniges Verbot der umweltschädlichen PFAS löst das Problem nicht ansatzweise. Die Substanzen sind ja schon im Rheinsediment. Da sollten sie auch verbleiben, aber nicht noch durch »ökologische« Flutungen unverantwortlich in die intakte Auenlandschaft und die einzigartigen geschützten Quellen und Giessen am Oberrhein eingetragen werden.
AGL Oberrhein
Dr. rer. nat. Klaus Rudolph
Dipl. Ing. Paul Munzinger